Ich möchte euch gern etwas mehr darüber erzählen, wie es dazu kam, dass ich hier sitze und einen Blog schreibe, wo ich doch vor gut einem halben Jahr noch im Klinikum saß und Arztbriefe, anstelle von leckeren Rezeptideen und Fashion-Tipps, in den Computer tippte…
Mein Plan war es bis dato nämlich noch bis Juli im Klinikum meine Zeit als Assistenzärztin zu beenden und dann, bis zu meinem Facharzt in 2 Jahren, in eine Gemeinschaftspraxis einzusteigen. Außerdem hatte ich gerade meine Zusatzbezeichnung für Notfallmedizin bestanden und freute mich drauf ein paar wilde Einsätze mit dem Notarztwagen zu erleben; klingt komisch? Is’ aber so 😉 Soweit so gut!
Was ich mir damals allerdings noch nicht zu träumen gewagt hätte, war die Tatsache dass ich ein halbes Jahr später („arbeitslos“) in Prag leben sollte…
Mein Freund bekam damals ein Angebot beruflich für 3 Jahre ins Ausland zu gehen und zur Auswahl standen Prag und Changchun (China). Natürlich war das keine Entscheidung, die man mal eben abends beim Netflix schauen trifft, so wie Pizza oder Burger zum Abendbrot (und das ist schon manchmal echt ne harte Entscheidung!). Somit folgten Wochen voller Hin- und Her-Überlegungen, Diskussionen, Abwägungen etc. Was passiert mit unserer Eigentumswohnung daheim? Was passiert mit dem Haus, was wir gerade auch noch begonnen hatten zu renovieren? Was mache ich dann im Ausland? Kann ich dort auch ärztlich tätig sein? Erfinde ich mich nochmal völlig neu und studiere noch etwas völlig Anderes? Oder starte ich vielleicht einfach mal einen Blog, weil ich eh sehr gerne schreibe und einen großen Mitteilungsdrang habe ;)? Fragen über Fragen… und so entschieden wir uns nach vielen Abwägungen nach Prag zu gehen.
Und dann ging das große Organisieren los!! Denn glaubt mal ja nicht, dass die Behörden es einem auch nur irgendwie einfach machen. Es hat einfach nichts auf Anhieb geklappt. … Jetzt würde Alex wahrscheinlich einlenken und sagen: „So kann man das auch nicht sagen.“, aber doch, es war alles echt kompliziert, ich bleib dabei und stampfe mit dem Fuß trotzig auf den Boden.
Man glaubt gar nicht, was für ein Rattenschwanz am „Auswandern“ dran hängt. Und dabei haben wir unseren Hauptwohnsitz in Deutschland sogar behalten.
GEZ abmelden (hat bis heute nicht geklappt, nach 1. Abmelden per online Formular, 2. Bestätigung per Post, 3. mehreren Telefongesprächen), Internet in der Wohnung kündigen (auch das hat bis heute nicht geklappt – Danke für nichts O2), Nachsendeauftrag für die Post (ebenfalls letzte Woche storniert, weil nicht funktioniert), und so weiter und so weiter.
Kündigen der Hausratversicherung, Kündigen der Krankenkasse und dann natürlich noch meiner ganzen beruflichen Anhänge, wie Marburger Bund, Rentenversorgung, Ärztekammer und so viel mehr.
And, last but not least: arbeitslos melden beim Jobcenter. Dazu werde ich jedoch in ruhiger Minute mal einen eigenen Blogpost schreiben, sonst artet dieser Beitrag hier noch völlig aus und ich zünde eventuell mein MacBook an…
Also, was ich damit sagen wollte, falls irgendjemand beschließt ins Ausland zu ziehen und das hier liest: Überlegt es euch gut!! – Ha Ha 🙂 Nein, Spaß beiseite, ihr könnt mich gerne kontaktieren, wenn ihr Fragen habt!!
Leider stellte es sich nach und nach heraus, dass es gar nicht so einfach war im europäischen Ausland ärztlich tätig zu sein. Die öffnen einem nicht freudig die Praxistür, drücken einem ein Skalpell in die Hand und sagen „Viel Spaß, danke dass sie endlich da sind, toben sie sich aus. Und hier haben sie noch 6000€ Monatsgehalt netto“. Auch da gab es viele Dokumente und Organisatorisches zu beachten, so dass die Vorstellung für mich in Prag direkt weiter zu arbeiten zunächst erstmal ein wenig nach hinten rückte.
Ich kann nicht sagen, dass ich böse darum war, da ich mich zur der Zeit nach 9 Monaten Notaufnahme, 3 Schichten und dem Notarzt fahren in der Freizeit, eh mehr nach einer Auszeit sehnte und mir der Kopf nach was ganz Anderem stand, als gleich weiter zu rackern. Und so schlich sich immer mal wieder der Gedanke in meinen Kopf, ich könnte ja darüber schreiben. Schreiben wie es uns ergangen ist in ein anderes Land zu ziehen. Endlich auch mal die Zeit zu haben über das zu Schreiben, was ich die letzten 10 Jahre schon gerne gemacht habe, zu Backen, kreativ zu sein und so viel mehr. Wenn das kein gutes Sprungbrett ist einen Blog zu starten, was dann?!?
Und da mich der beste Mann der Welt, der zufällig auch noch super klug ist und mit WordPress umgehen kann und weiß wie man Internetseiten so gestaltet, dass seine Freundin völlig begeistert von dem schwarz-goldenen Layout ist, ständig in dieser verrückten Idee bestärkt hat und geholfen hat, wo er nur konnte, sitze ich nun hier und jawohl, schreibe einen Blog 🙂
Danke dafür xoxo!
P.S. Über unsere crazy Wohnungssuche in Prag („Holz, Holz und noch mehr Holz“) und den tatsächlichen Umzug in den 15. Stock erfahrt ihr in einem separaten Blogpost 😉
Alles Liebe, Svenja